Wie passwortlose Authentifizierung mit FIDO2 Phishing und MitM-Angriffe verhindert
Lange galt das Duo aus Benutzername und Passwort als Grundpfeiler der digitalen Sicherheit. Doch moderne Angriffsmethoden wie Phishing oder Man-in-the-Middle (MitM) machen klassische Login-Verfahren zunehmend angreifbar selbst dann, wenn zusätzliche Faktoren wie SMS- oder App-basierte Codes integriert sind. Genau hier setzt FIDO2 an: ein kryptografisches Verfahren, das auf Passkeys basiert und Passwörter vollständig ersetzt.
MFA heute: Stärker, aber nicht unangreifbar
Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) galt jahrelang als das Mittel der Wahl, um die Sicherheit von Logins zu verbessern. Doch auch OTPs oder Push-Nachrichten sind längst im Visier von Cyberkriminellen. Angriffe wie Push-Bombing oder der Missbrauch von Phishing-Proxys zeigen: Solange Passwörter im Spiel sind, bleibt ein Risiko bestehen.
FIDO2: Der kryptografische Quantensprung
Das FIDO2-Verfahren arbeitet mit asymmetrischer Kryptografie. Der Nutzer besitzt ein Schlüssel-Paar: Der private Schlüssel bleibt sicher auf einem Gerät, während der öffentliche Schlüssel zur Authentifizierung dient. Statt ein Passwort einzugeben, signiert der Nutzer eine Challenge mit seinem privaten Schlüssel, eine Methode, die keine geheimen Informationen überträgt und damit Phishing-resistent ist.
Doppelt sicher: Besitz + Wissen oder Biometrie
FIDO2 erfüllt alle Kriterien starker MFA:
– Besitzfaktor: Der private Schlüssel im Authenticator
– Zusatzfaktor: PIN oder biometrische Daten (z. B. Fingerabdruck)
Da weder PIN noch privater Schlüssel jemals übertragen werden, sind diese Verfahren äußerst robust gegenüber gängigen Angriffsformen.
Schutz vor MitM-Angriffen durch Origin & Token Binding
FIDO2 schützt nicht nur vor Phishing, sondern auch vor MitM-Angriffen. Techniken wie Origin Binding stellen sicher, dass sich nur echte Web-Domains mit dem Authenticator verbinden können. Token Binding koppelt die Authentifizierung an das Gerät und den Browser. Gestohlene Token verlieren damit ihren Wert.
Lokale vs. synchronisierte Speicherung von Passkeys
Ob lokal im Token oder synchronisiert in der Cloud, Passkeys bieten Flexibilität. Doch Vorsicht: Der Komfort einer Synchronisierung kann zu Sicherheitskompromissen führen, etwa durch unzureichende Verschlüsselung bei bestimmten Cloudanbietern. Unternehmen sollten hier individuelle Risikoanalysen durchführen.
Herausforderungen bei der Umsetzung
Die Einführung von FIDO2 ist kein Plug-and-Play-Projekt. In vielen IT-Landschaften fehlen Schnittstellen oder die Unterstützung älterer Systeme. GAP-Analysen, Reifegradmodelle und eine durchdachte Migrationsstrategie sind essenziell. Ebenso wichtig: Awareness-Schulungen, denn Technologie ist nur so gut wie ihre Nutzer.
FIDO2 als Compliance-Baustein
Immer mehr Regulierungen wie das NIS2, das BSI IT-Grundschutz-Kompendium oder ISO 27001 verlangen phishing-sichere Authentifizierung. FIDO2 erfüllt diese Anforderungen bereits heute und ist damit nicht nur technologisch, sondern auch rechtlich ein zukunftssicheres Fundament.
Fazit: Sicherheit durch Strategie
FIDO2 ist mehr als ein Trend, es ist ein entscheidender Schritt in eine passwortlose, sichere Zukunft. Aber wie immer in der IT-Sicherheit gilt: Technologie allein genügt nicht. Prozesse, Policies und die Schulung der Mitarbeitenden sind die wahren Garanten für langfristige Sicherheit.