Softwareanforderungen

Welche Arten von Anforderungen gibt es in der Software-Entwicklung?

Warum Anforderungen entscheidend sind. Geschäfts-, Benutzer- und Softwareanforderungen verständlich erklärt

Ein vollständiger und klar dokumentierter Anforderungssatz ist die Basis jedes Softwareprojekts. Anforderungen beschreiben Zweck und Ziele (Warum), erwartetes Verhalten (Was) und Rahmenbedingungen der Umsetzung (Wie). Richtig erhoben und dokumentiert, dienen sie als Fahrplan, um mit minimalem Aufwand das richtige Produkt zu liefern – für Business, Nutzer und Technik.

Die drei Hauptarten von Anforderungen

Teams müssen den Bedarf der Stakeholder, der Endanwender und der Technik abdecken. Daraus ergeben sich drei Kategorien:

Geschäftsanforderungen (Business Requirements)

Sie definieren das Warum einer Lösung: messbare Geschäftsziele, Nutzen und Erfolgskriterien. Typisch im Business Requirements Document (BRD), oft von Business-Analysten und Sponsoren früh im Projekt erstellt.
Beispiel-Formel: „Die Software [Projektname] wird [Ziel], um [Nutzen] zu erreichen.“
Beispiel: „Die Lasermarkierungssoftware ermöglicht es der Fertigung, Edelstahlteile präzise zu markieren, um Kosten für chemisches Ätzen zu senken.“

Typische Geschäftsziele: Time-to-Market verkürzen, Umsatz/Marktanteil steigern, Kundenerlebnis verbessern, Compliance/ Sicherheit erhöhen, Kosten senken, Marke stärken.

Benutzeranforderungen (User Requirements)

Sie beschreiben was Nutzer mit der Software erreichen wollen – ähnlich User Stories. Sie fokussieren Interaktion und Ergebnisse, nicht technische Details.
Beispiel-Formel: „Der [Benutzertyp] soll [Interaktion], um [Ergebnis/Ziel] zu erreichen.“
Beispiel: „Der Produktionsleiter soll neue Markierungsdateien hochladen können, um die Bildbibliothek aktuell zu halten.“

Softwareanforderungen (Software Requirements)

Sie übersetzen Business- und Benutzerziele in konkrete Merkmale und Verhaltensweisen. Üblich im Software Requirements Specification (SRS). Drei Unterarten sind verbreitet:

  • Funktionale Anforderungen: Beschreiben Systemverhalten als Reaktion auf Eingaben/Events (z. B. Daten erfassen, authentifizieren, alarmieren, berichten, Integrationen).
    Beispiel: „Wenn ein Alarm eingeht, protokolliert das System und stoppt den Prozess, bis quittiert wurde.“
  • Nicht-funktionale Anforderungen: Eigenschaften/Qualitäten des Systems (Performance, Usability, Skalierbarkeit, Sicherheit, Wartbarkeit, Kompatibilität, Portabilität).
    Beispiel: „Seiten des Webportals laden innerhalb von 0,5 s.“
  • Domänenanforderungen: Branchen-/Norm-Vorgaben (z. B. Medizin, Finanzen, Militär), die Funktionalität oder Qualität konkretisieren (z. B. IEC 60601, GAAP).

Beispiele und übliche Dokumente

Für komplexe Projekte werden oft mehrere Dokumente gepflegt – je nach Zielgruppe und Reifegrad:

  • BRD (Business Requirements Document): Geschäftsziele, Nutzen, Erfolgskriterien.
  • URD/Stakeholder-Requirements: Benutzerziele, Rollen, Workflows.
  • SRS (Software Requirements Specification): Funktionale und nicht-funktionale Anforderungen, Use-Cases, Daten-/Schnittstellen.
  • FRS (Functional Requirements Spec) / separat zur SRS: Detaillierte Funktionslogik, Felder, Interaktionen.

Beispiel-Module (Lasermarkierung):

  • Interface konvertiert Vektorgrafiken in Laser-Steuersignale.
  • UI für Login, Produktauswahl, Start/Stopp des Zyklus, Status-Feedback in Echtzeit.
  • Testmodus zur Kalibrierung.

Merkmale guter Anforderungen (8 Prüfkriterien)

  1. Klar & verständlich: Einfach, ohne Jargon; gut prüfbar.
  2. Korrekt & vollständig: Deckt alle relevanten Ziele/Funktionen ab; iterativ mit allen Stakeholdern verfeinert.
  3. Konsistent & nicht redundant: Keine Widersprüche, keine Dopplungen.
  4. Eindeutig: Nur eine Interpretation möglich (z. B. Maßeinheiten klar benennen).
  5. Designunabhängig: Beschreibt was und warum, nicht die konkrete Implementierung – außer zwingend erforderlich.
  6. Messbar & verifizierbar: Quantifizierte Kriterien ermöglichen Tests/Abnahme.
  7. Nachverfolgbar: Von der Anforderung über Design/Code bis zum Testfall rückverfolgbar.
  8. Versioniert & gemanagt: Als „lebendes Dokument“ mit Change-/Versionskontrolle geführt.

Fazit: Struktur schlägt Bauchgefühl

Ein sauberer, konsistenter und messbarer Anforderungssatz reduziert Projektrisiken, beschleunigt Entscheidungen und verhindert teure Nacharbeiten. Die klare Trennung in Business-, Benutzer- und Softwareanforderungen sorgt dafür, dass Nutzen, Nutzererlebnis und technische Umsetzung lückenlos zusammenpassen – von der Idee bis zur Abnahme.

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